Welche Bundesländer haben die höchsten Durchfallquoten bei der Führerscheinprüfung?
Im Jahr 2023 stieg die Zahl der abgelegten Führerscheinprüfungen in Deutschland erneut an. Insgesamt wurden 1,77 Millionen praktische Prüfungen, ein Plus von 1 % zum Vorjahr, und 1,97 Millionen theoretische Prüfungen, etwa 150.000 mehr als im Vorjahr (plus 8 %) abgelegt. Bestanden haben allerdings nicht alle: Der bundesweite Durchschnitt der Durchfallquote bei der theoretischen Fahrprüfung lag bei 49,55 %, während die Durchfallquote bei der praktischen Prüfung bei 42,36 % lag.
Auf dieser Seite untersuchen wir von der Allianz Direct Kfz-Versicherung die Durchfallquoten der Führerscheinprüfungen nach den Bundesländern. Wo ist die Prüfung besonders schwierig, und wo sind die Erfolgschancen am höchsten? Welche Bundesländer haben die höchsten Durchfallquoten, und in welchen Regionen benötigen Fahrschüler mehr Anläufe, um ihren Führerschein zu bestehen?
Ein Einblick in die Durchfallquoten bei der theoretischen Führerscheinprüfung
In Deutschland sind nur zwei Organisationen dazu befugt, Führerscheinprüfungen abzunehmen: der TÜV (Technischer Überwachungsverein) und die DEKRA (Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein). Darüber ist ein bundesweit einheitliches Bewertungsverfahren gewährleistet. Dabei sind Prüfstellen des TÜV in ganz Deutschland verteilt, während die DEKRA vor allem im Osten Deutschlands, in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, aber auch in Berlin und Brandenburg zu finden ist.
Wir haben die Zahlen des Jahres 2023 ausgewertet und die 5 Bundesländer mit den jeweils höchsten und den niedrigsten Durchfallquoten bei der theoretischen Führerscheinprüfung untersucht.
Die fünf Bundesländer mit den höchsten Durchfallquoten bei der Theorieprüfung
Am höchsten lag die Durchfallquote bei der Theorieprüfung laut Vorjahresdaten in Thüringen – fast 56 % der Fahrschüler fielen hier durch. Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern folgten dicht dahinter mit Durchfallquoten von 55,12 % bzw. 54,65 %. Auch in Baden-Württemberg (54,34 %) und Rheinland-Pfalz (54,06 %) konnte über die Hälfte der Fahrschüler die Theorieprüfung nicht bestehen.
Die fünf Bundesländer mit den niedrigsten Durchfallquoten bei der Theorieprüfung
Hamburg führt die Liste der Bundesländer mit der höchsten Erfolgsquote bei der Führerschein-Theorieprüfung an. In der Hansestadt beträgt die Durchfallquote im Jahr 2023 nur 38,59 %. Auch in Schleswig-Holstein absolvierte bei einer Durchfallquote von 43,06 % die Mehrheit die Theorieprüfung erfolgreich. In Hessen (45,28 %), Bremen (47,79 %) und Sachsen (49,37 %) war die Durchfallquote ebenfalls niedrig – über die Hälfte aller theoretischen Prüfungen wurden hier im Jahr 2023 bestanden.
Ein Einblick zu den Durchfallquoten bei der praktischen Fahrprüfung
Die praktische Fahrprüfung stellt ihre eigenen Herausforderungen dar – oft lassen sich regionale Unterschiede bei den Durchfallquoten durch Faktoren wie die örtliche Verkehrsdichte und -komplexität, die jeweiligen Straßenbedingungen oder auch die unterschiedlichen Kosten für Fahrstunden erklären. Hier findest du eine Übersicht der fünf Bundesländer mit den jeweils höchsten und den niedrigsten Durchfallquoten bei der praktischen Führerscheinprüfung.
Die fünf Bundesländer mit den höchsten Durchfallquoten bei der praktischen Führerscheinprüfung
Das Saarland hatte letztes Jahr mit 52,68 % die höchste Durchfallquote bei der praktischen Fahrprüfung in ganz Deutschland, dicht gefolgt von Hamburg (51,02 %). Thüringen mit 50,75 % und Brandenburg mit 50,01 % sind weitere Bundesländer, in denen mehr als die Hälfte der Fahrschüler die praktische Prüfung nicht bestanden hat. Auch Sachsen-Anhalt gehört mit 49,98 % zu den fünf Bundesländern mit den höchsten Durchfallquoten Deutschlands. Jedoch liegt der Wert unter der 50 %-Marke, womit immerhin jeder Zweite im Jahr 2023 die Praxisprüfung in Sachsen-Anhalt bestand.
Thüringen und Sachsen-Anhalt sind damit die einzigen Bundesländer, die laut Vorjahresdaten sowohl bei der theoretischen als auch bei der praktischen Fahrprüfung eine besonders niedrige Erfolgsquote haben. Sie waren die Bundesländer mit der höchsten Durchfallquote bei theoretischen Führerscheinprüfungen und befanden sich ebenfalls in der Liste der Top fünf Bundesländer mit der höchsten Durchfallquote in Bezug auf den praktischen Teil der Prüfung.
Die fünf Bundesländer mit den niedrigsten Durchfallquoten bei der praktischen Führerscheinprüfung
Schleswig-Holstein ist das Bundesland mit der geringsten Durchfallquote bei der praktischen Führerscheinprüfung in ganz Deutschland. Nur 36,20 % der Fahrschüler fielen hier im Jahr 2023 durch die praktische Prüfung. An zweiter Stelle steht Hessen mit einer Durchfallquote von nur 38,40 %, dicht gefolgt von Nordrhein-Westfalen (40,69 %).
Mit einer ähnlich niedrigen Durchfallquote von 40,71 % schaffte es Rheinland-Pfalz auf den vierten Platz. Bayern belegt mit nur 41,43 % nicht bestandenen praktischen Prüfungen Platz fünf der Bundesländer mit den höchsten Erfolgsquoten bei der praktischen Prüfung in ganz Deutschland.
Theoretische oder praktische Fahrprüfung: Was ist schwieriger?
Mit Blick auf die Differenz der Durchfallquoten zwischen theoretischer und praktischer Prüfung haben wir uns angeschaut, welche Prüfungsform pro Bundesland die schwierigere ist. Wo scheint die Theorieprüfung schwieriger zu sein, und wo die Praxisprüfung? Und lässt sich ein bundesweiter Trend erkennen?
In den meisten Bundesländern fallen mehr bei der Theorieprüfung durch
Besonders in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg fällt ein höherer Anteil der Prüflinge durch die Theorieprüfung als durch die praktische, wo der Unterschied zwischen den Durchfallquoten 13,35 bzw. 11,76 Prozentpunkte beträgt. Allerdings gibt es zwei Ausnahmen: Im Saarland und in Hamburg scheitern mehr Fahrschüler an der Praxis als an der Theorie.
Im Jahr 2023 zeigte sich erneut, dass in der Mehrheit der deutschen Bundesländer die theoretische Fahrprüfung für Fahrschüler eine größere Hürde darstellt als die praktische Prüfung. In 14 von 16 Bundesländern war die Durchfallquote bei der Theorieprüfung höher als bei der praktischen Prüfung, was teilweise darauf zurückzuführen sein könnte, dass die praktische Prüfung nur von erfolgreichen Absolventen der Theorieprüfung angetreten wird, und somit eine fortgeschrittenere Stichprobe prüft, als die Theorieprüfung.
Die größte Differenz wurde in Rheinland-Pfalz gemessen: Hier fielen 13,35 Prozentpunkte mehr Prüflinge durch die Theorieprüfung als durch die praktische Prüfung. Auch in Baden-Württemberg (11,76 Prozentpunkte mehr) und Bayern (11,59 Prozentpunkte mehr) war der Unterschied zwischen den beiden Prüfungsarten besonders groß. In Berlin lag die Differenz bei 10,24 Prozentpunkten, womit auch hier die theoretische Prüfung eine deutliche Hürde widerspiegelte.
Interessant ist, dass es in Niedersachsen und Sachsen nur geringere Abweichungen gab, wobei Sachsen eine Differenz von 4,15 Prozentpunkten und Niedersachsen von 5,41 Prozentpunkten verzeichneten. Diese Bundesländer bewegen sich somit näher am bundesweiten Durchschnitt und fallen weder durch besonders hohe noch besonders niedrige Durchfallquoten auf.
In Brandenburg war die Differenz mit 2,25 Prozentpunkten ebenfalls gering, was darauf hinweist, dass die Erfolgschancen in der Theorie- und der Praxisprüfung hier recht ausgeglichen sind. Eine Ausnahme bildet das Saarland, wo die Durchfallquote bei der praktischen Prüfung mit um 0,59 Prozentpunkte höher war als bei der theoretischen Prüfung, ebenso wie in Hamburg, wo die Erfolgsquote 12,43 Prozentpunkte niedriger in der Praxisprüfung ausfiel als in der Theorie.
In diesen zwei Bundesländern ist die Durchfallquote bei der Praxisprüfung höher als bei der Theorieprüfung
In zwei Bundesländern, Hamburg und dem Saarland, war die Durchfallquote bei der praktischen Fahrprüfung im Jahr 2023 höher als bei der Theorieprüfung. Besonders in Hamburg ist der Unterschied zwischen den beiden Prüfungsarten signifikant: ein um 12,43 Prozentpunkten höherer Anteil der Fahrschüler sind in der praktischen Prüfung durchgefallen als in der theoretischen. Auch im Saarland fällt dieser Trend auf, wenn auch in geringerem Maße, mit einer Differenz von 0,59 Prozentpunkten.
Der dichte Stadtverkehr in Hamburg könnte ein Grund für die hohe Durchfallquote bei der Praxisprüfung sein. Stadtstaaten wie Hamburg haben komplexere Verkehrsbedingungen, die für Fahranfänger schwieriger zu bewältigen sind. Besonders die hohe Anzahl an Ampeln, Verkehrsknotenpunkten und dichtem Berufsverkehr erfordert eine hohe Konzentration und Fahrtauglichkeit.
Umfrage: Wie gut schneiden Fahrer nach ihrem Alter bei Fragen aus der Theorieprüfung ab?
Um aufzuzeigen, wie gut sich das Wissen der Theorieprüfung bei Fahrer in Deutschland hält, führten wir von Allianz Direct eine Umfrage durch, die Teilnehmer 11 Theoriefragen aus dem offiziellen Fragenkatalog stellte. Die Ergebnisse der fünf Fragen, die am häufigsten falsch beantwortet wurden, sind nachfolgend zu sehen.
F1. Welche Funktion übernimmt eine Adaptive Geschwindigkeitsregelanlage (AGR) bei Kraftfahrzeugen? (Alles Zutreffende auswählen)
Diese Frage hatte den geringsten Anteil an erfolgreichen Teilnehmenden. Bei dieser Frage konnten 3 Fehlerpunkte vergeben werden. Hier waren die Antworten A und C korrekt. Diese Antworten wurden allerdings nur von 3,9 % der Befragten korrekt ausgewählt. 57,9 % der Befragten kreuzten zwar richtig an, dass das System das Fahrzeug verlangsamt, wenn es ein vorausfahrendes Fahrzeug mit geringerer Geschwindigkeit erkennt (Antwort A), aber 48,7 % der Befragten sind fälschlicherweise davon ausgegangen, dass das System immer den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand hält, was nicht der Fall ist (Antwort B).
Option A wurde am häufigsten von über 55-Jährigen richtig angekreuzt (64,85 % der Befragten). 35-44-Jährige wählten Option C am häufigsten richtig aus (51,32 %). Zwischen den Geschlechtern gab es kaum einen Unterschied. 3,86 % der männlichen Befragten beantwortete die Frage in ihrer Gesamtheit korrekt, während 3,93 % der Frauen die richtigen Antworten auswählten.
F2. Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor: Sie befinden sich in der Probezeit und sind bisher nicht auffällig geworden. Welche Folgen können eintreten, wenn Sie an dem Verkehrszeichen „Halt. Vorfahrt gewähren.“ nicht anhalten und dadurch andere Verkehrsteilnehmer gefährden? (Alles Zutreffende auswählen)
Diese Frage hatte den geringsten Anteil an erfolgreichen Teilnehmenden. Bei dieser Frage konnten 3 Fehlerpunkte vergeben werden. Hier waren die Antworten A und C korrekt. Diese Antworten wurden allerdings nur von 3,9 % der Befragten korrekt ausgewählt. 57,9 % der Befragten kreuzten zwar richtig an, dass das System das Fahrzeug verlangsamt, wenn es ein vorausfahrendes Fahrzeug mit geringerer Geschwindigkeit erkennt (Antwort A), aber 48,7 % der Befragten sind fälschlicherweise davon ausgegangen, dass das System immer den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand hält, was nicht der Fall ist (Antwort B).
Option A wurde am häufigsten von über 55-Jährigen richtig angekreuzt (64,85 % der Befragten). 35-44-Jährige wählten Option C am häufigsten richtig aus (51,32 %). Zwischen den Geschlechtern gab es kaum einen Unterschied. 3,86 % der männlichen Befragten beantwortete die Frage in ihrer Gesamtheit korrekt, während 3,93 % der Frauen die richtigen Antworten auswählten.
F3. Was müssen Sie beim Auffahren auf die Autobahn beachten? (Alles Zutreffende auswählen)
Diese Frage wurde in der Umfrage am dritthäufigsten falsch beantwortet. In dieser Frage waren die Antworten A und C korrekt. Beide Antwortoptionen müssen angekreuzt werden, um bei dieser Frage 5 Fehlerpunkte zu vermeiden. Nur 14,3 % der Befragten wählten beide korrekten Antworten A und C aus. Alle anderen Befragten hätten hier 5 Fehlerpunkte erhalten, auch wenn 73 % immerhin eine der korrekten Antwortoptionen, A, auswählten. 39,5 % sind fälschlicherweise davon ausgegangen, dass der fließende Verkehr auf dem rechten Streifen das Einfahren ermöglichen muss, womit dieser Anteil der Befragten die vollen Fehlerpunkte erhält.
Die Altersgruppe, welche Option A am häufigsten richtig ankreuzte, waren über 55-Jährige (80,89 % der Befragten in dieser Gruppe). Option C wurde am häufigsten von 18-24-Jährigen richtig angekreuzt (39,17 %). Bei den Geschlechtern hatten die Männer leicht die Nase vorn. 16,14 % der männlichen Befragten beantwortete die Frage in ihrer Gesamtheit korrekt, während es bei den Frauen 12,99 % waren
F4. Wie können Sie den Motorölstand kontrollieren? (Alles Zutreffende auswählen)
Am vierthäufigsten wurde diese Frage falsch beantwortet. Hier waren die Antworten A und B korrekt. Beide Antwortoptionen müssen angekreuzt werden, um bei dieser Frage 2 Fehlerpunkte zu vermeiden. A und B wurden von nur 21 % der Befragten korrekt ausgewählt, wenn auch die richtige Option A von 87,4 % angekreuzt wurde. 12,5 % der Befragten vermuteten sogar fälschlicherweise, dass die Momentanverbrauchsanzeige über den Ölstand Auskunft geben könnte.
Option A wurde am häufigsten von über 55-Jährigen richtig angekreuzt (95,22 % der Befragten). 35-44-Jährige wählten Option B am häufigsten richtig aus (34,21 %), was aber einen starken Unterschied zum Anteil von Option A ausmacht. In dieser Frage schnitten Männer deutlich besser ab als Frauen. 27,9 % der männlichen Befragten beantwortete die Frage in ihrer Gesamtheit korrekt, während nur 16,07 % der Frauen die richtigen Antworten auswählten.
F5. Wie können Sie eine aktivierte Geschwindigkeitsregelanlage (einen Tempomaten) manuell übersteuern? (Alles Zutreffende auswählen)
Eine weitere Frage zu einer KI-Komponente fand sich unter den fünf am häufigsten falsch beantworteten. Bei dieser Frage waren die Antworten A und C korrekt und müssen ausgewählt werden, um 3 Fehlerpunkte zu vermeiden. Antwort A und Antwort C wurden von nur 23,8 % der Befragten korrekt ausgewählt, obwohl die richtige Option A von 55,9 % angekreuzt wurde. 13 % der Befragten waren sogar fälschlicherweise der Annahme, dass keine der Optionen den Tempomaten übersteuern könne.
Option A wurde am häufigsten von über 25-34-Jährigen richtig angekreuzt (60,33 % der Befragten in dieser Altersgruppe). 18-25-Jährige wählten Option C am häufigsten richtig aus (62,5 %). Frauen schnitten in dieser Frage etwas besser ab als Männer. 24,27 % der weiblichen Befragten beantwortete die Frage in ihrer Gesamtheit korrekt, während nur 23,13 % der Männer die richtigen Antworten auswählten.
Unsere Methodik:
Die Allianz Direct Versicherung hat für diese Auswertung die aktuellen Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes gesammelt und pro Bundesland sowie im bundesweiten Vergleich analysiert. Die Daten des KFB beziehen sich ausschließlich auf Prüfungen der Führerscheinklasse B. Die Daten wurden abgeglichen mit denen von TÜV und Dekra (jeweils alle Führerscheinklassen umfassend) und ergänzt um weitere Daten, um Hypothesen für Korrelationen aufstellen zu können.
Quellen:
- Allianz Direct Versicherung: eigene Analyse
- Kraftfahrt-Bundesamt: Fahrerlaubsnisprüfungen 2023
- TÜV Verband: Neue Höchststände bei Führerscheinprüfungen und Durchfallquoten