Die Kindersicherheit im Auto hat oberste Priorität. Wir erklären dir, worauf du bei der Kindersitzpflicht achten solltest:
- Was ist die Kindersitzpflicht?
- Bis wann brauchen Kinder einen Kindersitz im Auto?
- Wo darf mein Kind im Auto sitzen?
- Muss der Kindersitz in Fahrtrichtung zeigen?
- Wie hoch ist die Strafe für das Fahren ohne Kindersitz?
- Gilt die Kindersitzpflicht für Taxi und Bus?
- Welche Regelungen gelten im Ausland?
- Wo ist der sicherste Platz im Auto?
- Welchen Kindersitz für welches Alter?
- Worauf muss ich beim Kauf eines Kindersitzes achten?
Was ist die Kindersitzpflicht?
Die Kindersitzpflicht bedeutet, dass jedes Kind bis zu 12 Jahren oder bis zu einer Größe von 150 cm nur in einem Kindersitz im Auto mitfahren darf. Ein Kindersitz ist eine Rückhaltevorrichtung, durch die das Kind besonders gut geschützt ist, zum Beispiel durch einen Seitenaufprallschutz oder einen Fangkörper, der die Energie bei einem Unfall aufnimmt und damit die Wirbelsäule des Kindes bestmöglich entlastet.
Geregelt ist die Kindersitzpflicht seit 1993 gesetzlich in der Straßenverkehrsordnung StVO § 21 (1a):
„Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr, die kleiner als 150 cm sind, dürfen in Kraftfahrzeugen auf Sitzen, für die Sicherheitsgurte vorgeschrieben sind, nur mitgenommen werden, wenn Rückhalteeinrichtungen für Kinder benutzt werden, die den in Artikel 2 Absatz 1 Buchstabe c der Richtlinie 91/671/EWG des Rates vom 16. Dezember 1991 über die Gurtanlegepflicht und die Pflicht zur Benutzung von Kinderrückhalteeinrichtungen in Kraftfahrzeugen (ABl. L 373 vom 31.12.1991, S. 26), der zuletzt durch Artikel 1 Absatz 2 der Durchführungsrichtlinie 2014/37/EU vom 27. Februar 2014 (ABl. L 59 vom 28.2.2014, S. 32) neu gefasst worden ist, genannten Anforderungen genügen und für das Kind geeignet sind.“
Bis wann brauchen Kinder einen Kindersitz im Auto?
Größe oder Alter deines Kindes entscheiden darüber, bis wann die Kindersitzpflicht gilt. Dabei muss nur eine Bedingung (Größe oder Alter) erfüllt sein. Dein Kind braucht keinen Kindersitz, wenn es
- 12 Jahre alt oder älter ist oder
- größer als 150 cm ist.
Beispiel 1: Dein Kind ist 152cm groß, aber erst 11 Jahre alt. Trotzdem darf dein Kind ohne Kindersitz im Auto mitfahren, weil es größer als die vorgeschriebenen 150 cm ist.
Beispiel 2: Dein Kind ist 12 Jahre alt, aber erst 148 cm groß. Weil dein Kind das Mindestalter von 12 Jahren erreicht hat, darf es ohne Kindersitz im Auto mitfahren.
Das solltest du wissen: Wenn der Gurt bei einem 12-jährigen Kind immer noch am Hals einschneidet, solltest du weiter eine Sitzerhöhung nutzen. So kannst du Verletzungen vorbeugen.
Wo darf mein Kind im Auto sitzen?
Dein Kind darf sowohl auf der Rückbank als auch vorne auf dem Beifahrersitz sitzen. Es gelten aber die Bestimmungen der Kindersitzpflicht. Das heißt:
- Dein Kind darf im Auto vorne sitzen, wenn es in einem Kindersitz Platz nimmt.
- Wenn dein Kind schon 12 Jahre alt oder größer als 150 cm ist, darf dein Kind auch ohne Kindersitz im Auto vorne sitzen.
Muss der Kindersitz in Fahrtrichtung zeigen?
Grundsätzlich gilt: Montiere den Sitz so, wie es in der Anleitung beschrieben ist. Sogenannte Reboarder werden zum Beispiel immer rückwärtsgewandt im Auto angebracht. Auf dem Beifahrersitz dürfen Reboarder nur verwendet werden, wenn der Airbag nicht aktiv ist.
Wie hoch ist die Strafe für das Fahren ohne Kindersitz?
Die Strafe für das Fahren ohne Kindersitz oder die Missachtung der generellen Kindersicherheit im Auto kann teuer werden. Folgende Strafe musst du normalerweise bezahlen:
- Ein Kind nicht nach Vorschrift gesichert, zum Beispiel nur mit Gurt (ohne Kindersitz).
Bußgeld: 30 Euro; Punkte: Keine - Mehrere Kinder nicht nach Vorschrift gesichert.
Bußgeld: 35 Euro; Punkte: Keine - Ein Kind gar nicht gesichert, weder durch Gurt noch durch Kindersitz.
Bußgeld: 60 Euro; Punkte: 1 - Mehrere Kinder gar nicht gesichert.
Bußgeld: 70 Euro; Punkte: 1 - Baby in Reboarder auf Beifahrersitz, Airbag aktiviert.
Bußgeld: 25 Euro; Punkte: Keine
Gilt die Kindersitzpflicht für Taxi und Bus?
Auch im Taxi oder im Bus solltest du dein Kind immer ordnungsgemäß sichern. Folgende Regelungen gelten in Deutschland:
- Taxi: Der Taxifahrer muss mindestens zwei Kindersitze ab neun Kilogramm bereitstellen. Eine Babyschale musst du allerdings selbst mitbringen, weil der Taxifahrer nicht für jede Größe einen Kindersitz mitführen kann. Ansonsten gelten die üblichen Regelungen der Kindersitzpflicht in Deutschland. Dein Kind darf im Taxi erst ab einer Größe von 150 cm oder ab einem Alter von 12 Jahren ohne Kindersitz mitfahren.
- Busse: Da in den meisten Bussen kein Kindersitz fixiert werden kann, gilt die Kindersitzpflicht dort nicht. Sind Gurte vorhanden, muss dein Kind einen Gurt benutzen. Bei Bussen mit Stehplätzen ist für die Kindersicherheit gesorgt, indem der Bus außerorts nicht schneller als 60 km/h fahren darf. Schule dein Kind am besten, dass es sich gut festhält oder, wenn es einen Sitzplatz hat, während der Fahrt dort sitzen bleibt.
Welche Regelungen gelten im Ausland?
Andere Länder haben andere Regelungen als Deutschland für die Kindersitzpflicht getroffen. Wir haben für dich zusammengefasst, bis wann in welchem Land die Kindersitzpflicht greift. Dabei muss dein Kind entweder die Größe oder das entsprechende Alter erreicht haben:
- Belgien: Größe: 135cm; Alter: -
- Dänemark: Größe: 135cm; Alter: -
- Deutschland: Größe: 150cm; Alter: 12 Jahre
- Frankreich: Größe: -; Alter: 10 Jahre
- Griechenland: Größe: 150cm; Alter: 12 Jahre
- Italien: Größe: 150cm; Alter: 12 Jahre
- Kroatien: Größe: -; Alter: 12 Jahre
- Niederlande: Größe: 135cm; Alter: 18 Jahre
- Österreich: Größe: 150cm; Alter: 14 Jahre
- Polen: Größe: 150cm; Alter: 12 Jahre
- Portugal: Größe: 150cm; Alter: 12 Jahre
- Schweiz: Größe: 150cm; Alter: 12 Jahre
- Spanien: Größe: 135cm; Alter: -
- Tschechien: Größe: 150cm; Alter: -
- Türkei: Größe: 150cm; Alter: -
In einigen Ländern wie Schweden oder Spanien gilt außerdem eine Rückbankpflicht. Dein Kind darf in Schweden also nicht vorne auf dem Beifahrersitz sitzen, wenn es noch nicht alt oder groß genug ist.
Wo ist der sicherste Platz im Auto?
Die sichersten Plätze im Auto befinden sich hinten. Deshalb ist es am besten, wenn du dort den Kindersitz befestigst.
So sicher sind die einzelnen Sitze im Auto:
- Mittlerer Rücksitz (grün): Der Rücksitz in der Mitte ist am sichersten, weil er am weitesten von einem möglichen Aufprall entfernt ist. Beachte aber, ob es in deinem Auto überhaupt möglich ist, den Kindersitz dort sicher zu befestigen.
- Rechter Rücksitz (gelb): Der Rücksitz hinter dem Beifahrersitz gilt ebenfalls als sehr sicher. Die Wahrscheinlichkeit für einen Autounfall auf der Beifahrerseite ist geringer als auf der Fahrerseite und außerdem kann dein Kind dann im Notfall direkt auf den Bürgersteig aussteigen.
- Linker Rücksitz (orange): Alle Sitze auf der Rückbank sind sicherer als vorne. Weil die Fahrerseite aber häufiger in Unfälle verwickelt ist als die Beifahrerseite, solltest du den Kindersitz lieber in der Mitte oder auf der rechten Seite anbringen.
- Beifahrersitz (rot): Am sichersten sitzen deine Kinder auf der Rückbank. Wenn ein Kind aber auf dem Beifahrersitz sitzen muss, weil die Rückbank belegt ist, achte darauf, dass der Airbag bei Reboarder-Kindersitzen deaktiviert ist. Stelle den Sitz außerdem so weit wie möglich nach hinten, damit dein Kind am weitesten von einem möglichen Aufprall entfernt ist.
Welchen Kindersitz für welches Alter?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du den richtigen Kindersitz für dein Kind findest. Dabei spielt allerdings nicht das Alter die entscheidende Rolle: Hersteller haben früher ihre Kindersitze in Gewichtsklassen unterteilt, seit 2013 ist aber die Einteilung nach der Größe (i-size) üblich.
Gewichtsklassen
Bis 2013 haben Hersteller ihre Kinderautositze nach dem Gewicht unterteilt. Insgesamt gab es fünf Gewichtsklassen. Das bedeutet in dem Fall: Welchen Kindersitz dein Kind braucht, hängt von seinem Gewicht ab. Die Angaben zum geschätzten Alter wurden von uns eingefügt und dienen nur als Richtwert. Entscheidend ist das Körpergewicht.
- Gruppe 0 - Gewicht: Bis zu 10 kg - Alter: Bis zu 18 Monate
- Gruppe 0 plus - Gewicht: Bis zu 13 kg - Alter: Bis zu 18 Monate
- Gruppe 1 - Gewicht: 9 bis 18 kg - Alter: 9 Monate bis 4 Jahre
- Gruppe 2 - Gewicht: 15 bis 25 kg - Alter: 4 bis 12 Jahre
- Gruppe 3 - Gewicht: 22 bis 36 kg - Alter: 4 bis 12 Jahre
Beispiel: Dein Kind ist 11 kg schwer. Du kannst weiterhin einen Kindersitz der Gruppe 0 plus nutzen, der für Kinder mit einem Körpergewicht bis zu 13 kg geeignet ist. Du kannst aber auch schon einen Kindersitz der Gruppe 1 nutzen, der für Kinder von 9 bis 18 kg gedacht ist.
Klassen nach Körpergröße (i-size)
Oftmals werden Kinder schneller groß als schwer. Deshalb trat 2013 die EU-Sicherheitsverordnung R129, die sogenannte „i-size“, in Kraft. Seitdem orientieren sich Hersteller an der Größe der Kinder:
- Q0 - Größe: Bis 60 cm
- Q1 - Größe: 60 bis 75 cm
- Q1,5 - Größe: 75 bis 87 cm
- Q3 - Größe: 87 bis 105 cm
- Q6 - Größe: 105 bis 125 cm
- Q10 - Größe: Bis 125 cm
Um die Kindersicherheit im Auto weiter zu erhöhen, wurden mit der EU-Sicherheitsverordnung „i-Size“ außerdem folgende Standards eingeführt:
- Seiten- und Frontalaufprallschutz: Um den Kopf und Nacken besser zu schützen, schreibt R129 einen verbesserten Seiten- und Frontalaufprallschutz vor.
- Rückwärtsgerichtete Kindersitze bis 15 Monate: Weil die Nackenmuskulatur bei Babys unter 15 Monaten noch nicht richtig entwickelt ist und bei einem Unfall normalerweise große Kräfte auf den Nacken wirken, ist es für Kinder in einem rückwärtsgerichteten Sitz sicherer. Denn ein solcher Sitz schützt den Kopf des Kindes bei einem Frontalaufprall.
- Isofix-Systeme: Kindersitze nach R129 besitzen alle ein Isofix. Das ist ein einfaches Fixierungs-System, mit dem du den Kindersitz am Auto befestigen kannst, ohne die Autogurte nutzen zu müssen. Das System ist mit allen Autos, die eine Isofix-Vorrichtung haben, kompatibel und einfach zu bedienen.
Die EU-Sicherheitsverordnung hat drei Phasen, in der die Änderungen in Kraft treten: 2013, 2017 und 2019.
Das solltest du wissen: i-Size tritt zusätzlich zur EU-Sicherheitsverordnung R44 in Kraft. Das bedeutet für dich, dass du weiterhin Kindersitze nutzen kannst, die nach R44 zugelassen sind und keinen neuen Kindersitz nach der EU-Sicherheitsverordnung R129 kaufen musst.
Kindersitzmodelle für jedes Alter
Im Laufe der Zeit braucht dein Kind mehrere Kindersitze. Zunächst eine Babyschale, dann einen Autokindersitz für das Kleinkindalter und schließlich einen für die restliche Zeit im Kindergarten und der Schule.
Babyschale
Am sichersten unterwegs sind Babys in einer Babyschale, die entgegen der Fahrtrichtung im Auto Platz findet. Seit der EU-Sicherheitsverordnung R129 ist es sogar Pflicht, dass Kindersitze für Babys im Alter bis zu 15 Monaten rückwärtsgerichtet sind.
Kindersitz
Nach der Babyschale folgt im Kleinkind-Alter dann der Kindersitz. Besonders praktisch sind dabei Modelle, die du an die Größe deines Kindes anpassen kannst. So kannst du zum Beispiel das zusätzliche Sitzkissen entnehmen, sobald dein Kind groß genug ist, oder die Kopfstütze nach oben oder unten verstellen.
Außerdem sind mitwachsende Kindersitze oftmals mit einem Fangkörpersystem ausgestattet, das den Kopf und Halsbereich der Kinder besonders schützt, weil der Fangkörper bei einem Unfall einen Teil der Energie des Aufpralls aufnimmt. Das System funktioniert also ähnlich wie ein Airbag.
Sitzerhöhung ohne Rückenlehne
Meist wird es irgendwann „uncool“, in einem Kindersitz unterwegs zu sein. Ist dein Kind aber noch nicht alt oder groß genug, um ohne Kindersitz fahren zu dürfen, bieten sich Sitzerhöhungen ohne Rückenlehne an. Du solltest darauf achten, dass das System eine Führung für den Beckengurt besitzt. Damit wird verhindert, dass die Sitzerhöhung unter dem Kind nach vorne wegrutscht.
Für kleinere Kinder ist die Sitzerhöhung weniger gut geeignet. Denn ein richtiger Kindersitz bietet auch Oberkörper und Kopf des Kindes genug Schutz. Eine Sitzerhöhung dagegen kann die Kindersicherheit im Auto nicht gewährleisten.
Worauf muss ich beim Kauf achten?
Beim Kauf des Kindersitzes hat die Kindersicherheit im Auto oberste Priorität. Wir zeigen dir, worauf du achten solltest, damit dein Kind gut gesichert ist.
ECE-Siegel
Kindersitze mit dem ECE-Siegel erfüllen die aktuellen Europäischen Sicherheitsstandards. Das Siegel ist für alle Kindersitze, die in Deutschland verkauft werden, Pflicht.
Kindersitz & Auto
Nicht jedes Auto ist gleich und nicht alle Kindersitze sind für jeden Autotyp zugelassen. Bei vielen Herstellern findest du deshalb Listen, auf denen steht, ob der Kindersitz für dein Auto geeignet ist. Oder du fragst direkt im Fachhandel nach.
Teste auch immer, ob deine Autogurte für den gewünschten Kinderautositz lang genug sind. Hat dein Auto außerdem eine Isofix-Vorrichtung? Vor allem ältere Automodelle besitzen noch kein Isofix. Viele Isofix-Modelle lassen sich aber auch ohne die Vorrichtung am Auto einbauen. Lasse dir am besten im Fachhandel zeigen, wie du den Kindersitz korrekt anbringst.
Richtige Größe
Am besten nimmst du dein Kind zum Kauf des Kindersitzes mit und lässt dich im Fachhandel ausführlich beraten. So kannst du die Sitze direkt testen und erhältst eine fachkundige Meinung, welcher zum Gewicht und zur Größe deines Kindes passt. Und du siehst, ob dein Kind sich im Sitz wohlfühlt.
Kindersicherheit im Auto
In Deutschland ist es seit 1998 Pflicht, dass Kinder in einem Kindersitz im Auto transportiert werden. Erst wenn das Kind 12 Jahre alt oder größer als 150 cm ist, darf es auch ohne Kindersitz fahren. Damit dein Kind wirklich sicher ist, solltest du außerdem die richtige Größe des Kindersitzes wählen. Die Hersteller orientieren sich dabei an der neuen „i-Size“-Richtlinie oder an den älteren Kategorien nach Gewichtsklassen. Nutzen kannst du beide Varianten.
Weil laut einer Studie die Hälfte aller Kindersitze nicht richtig gesichert sind, solltest du neben der richtigen Wahl des Kindersitzes auch unbedingt darauf achten, dass du den Kindersitz in deinem Fahrzeug richtig befestigst. Nur so ist die Kindersicherheit im Auto gewährleistet.
Wir wünschen dir allzeit gute Fahrt! Deine Allianz Direct