[Stand 11/2023]
Das Wichtigste zusammengefasst
- In Deutschland ist eine Reifen-Profiltiefe von mindestens 1,6 Millimetern Pflicht. Und zwar für Autos, Lkw, Wohnmobile und Motorräder.
- Je abgefahrener ein Reifen ist, desto weniger Straßenhaftung hat er. Die gesetzliche Mindestprofiltiefe bietet bei Regen und Schnee ein Minimum an Sicherheit. Der TÜV empfiehlt bei Sommerreifen aber eine Profiltiefe von drei Millimetern. Bei Winterreifen sind es vier Millimeter.
- Die Profiltiefe misst du mit einem Ein-Euro-Stück oder Profiltiefenmesser in der Mitte der Auto- oder Motorradreifen.
- Wer im Straßenverkehr mit abgefahrenen Reifen (= weniger als 1,6 Millimeter Profiltiefe) erwischt wird, riskiert ein Bußgeld und einen Punkt in Flensburg.
Profiltiefe von Reifen: Das sind die gesetzlichen Bestimmungen
In Deutschland beträgt die gesetzliche Mindestprofiltiefe von Reifen 1,6 Millimeter. Das Hauptprofil, also die Mitte der Lauffläche von Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen, darf nicht geringer sein. Die Mindestprofiltiefe gilt für alle Fahrzeugarten – also für Autos, Lkw, Motorräder, Anhänger und Wohnmobile.
Als Fahrzeughalter bist du dafür verantwortlich, das Reifenprofil deines Kfz regelmäßig zu überprüfen. Fahrzeuge mit abgefahrenem Reifenprofil gelten laut Straßenverkehrsordnung nicht mehr als verkehrssicher. Sie dürfen nicht am Straßenverkehr teilnehmen. Wer trotzdem fährt, riskiert ein Bußgeld.
Mindestprofiltiefe in anderen europäischen Ländern
Jedes Land darf eigene Vorschriften zur Mindestprofiltiefe festlegen. Außerhalb Deutschlands gelten teilweise strengere Regeln bei der Reifen-Profiltiefe. In den Alpenländern Österreich und Schweiz zum Beispiel ist eine höhere Mindestprofiltiefe vorgeschrieben.
- In Österreich ist bei Winterreifen eine Mindestprofiltiefe von vier Millimetern Pflicht. Das Profil von Sommer- und Ganzjahresreifen muss in Österreich wie in Deutschland mindestens 1,6 Millimeter tief sein.
- Im Winter ist in der Schweiz bei Allwetterreifen eine Profiltiefe von mindestens vier Millimetern Pflicht. Im Sommer reicht eine Mindestprofiltiefe von drei Millimetern aus. Als Profiltiefe bei Sommerreifen sind 1,6 Millimeter vorgeschrieben.
Warum ist die Mindestprofiltiefe so wichtig?
Die Profilrillen eines Reifens sorgen für die Straßenhaftung. Sind die Rillen nicht tief genug, bildet sich mit Wasser, Schnee, Matsch oder Staub ein Film und das Auto kann ins Rutschen kommen.
Der ADAC hat untersucht, wie sich die Profiltiefe von Autoreifen auf den Bremsweg auswirkt. Das Ergebnis: je abgefahrener ein Reifen, desto länger der Bremsweg – und umso höher die Unfallgefahr. Vor allem auf nassen oder schneebedeckten Straßen macht die Profiltiefe der Reifen einen großen Unterschied.
Mindestprofiltiefe bei Sommerreifen, Winterreifen und Ganzjahresreifen
In Deutschland gilt für alle Reifen die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern. Es macht bei der Profiltiefe der Reifen also keinen Unterschied, ob du Sommerreifen, Winterreifen oder Ganzjahresreifen fährst.
Allwetterreifen und Winterreifen: Mindestprofiltiefe bei schwierigen Wetterverhältnissen
Der TÜV empfiehlt, Winterreifen und Ganzjahresreifen auszutauschen, bevor die gesetzliche Mindestprofiltiefe erreicht ist. Denn gerade bei Schnee, Glatteis oder Wasser auf der Fahrbahn ist ein guter Grip entscheidend. Die Profiltiefe von Ganzjahresreifen und Winterreifen sollte deswegen nicht weniger als vier Millimeter betragen.
Profiltiefe bei Sommerreifen: Kann man abgefahrene Winterreifen als Sommerreifen verwenden?
Besser nicht. Winterreifen sind aus einem anderen Material als Sommerreifen hergestellt und besitzen ein anderes Profil. Winterreifen haben Zickzack-Einschritte, die Wasser und Schnee besser verdrängen und mehr Haftung erzeugen.
Fährt man Winterreifen bei hohen Temperaturen und auf trockener Fahrbahn, ist der Bremsweg länger. Deswegen sind sie im Vergleich zu Sommerreifen weniger sicher.
Mindestprofiltiefe bei Motorrad
Für Motorräder gilt die gleiche Mindestprofiltiefe wie für Autos: 1,6 Millimeter. Einzige Ausnahme: Bei Zweirädern bis 125 Kubikmeter (ccm) Hubraum (= Leichtkrafträder) beträgt die Mindestprofiltiefe einen Millimeter.
Motorradreifen sind deutlich schneller abgefahren als Autoreifen. Sprich: Die Mindestprofiltiefe ist bei Zweirädern schneller erreicht. Überprüfe deswegen regelmäßig die Profiltiefe deiner Maschine. Beträgt sie weniger als zwei Millimeter, solltest du die Reifen wechseln.
Profiltiefe messen: So funktioniert es
Es gibt mehre Möglichkeiten und Tricks, um bei Reifen die Profiltiefe zu messen. Am genauesten klappt es, wenn du ein spezielles Messgerät verwendest oder die Mindestprofiltiefe beim Reifenwechsel in der Werkstatt überprüfen lässt.
Treat Wear Indicators ablesen
Mit einem Blick auf die Abriebindikatoren kannst du sehen, ob die Reifen deines Fahrzeugs abgefahren sind. Abriebindikatoren, auch Treat Wear Indicators (TWI) genannt, sind kleine Längsstege in den Hauptprofilrillen im mittleren Bereich des Reifens. Die Abriebindikatoren findest du an sechs Stellen, die mit kleinen Dreiecken seitlich am Reifen markiert sind.
Kannst du die Verschleißindikatoren schon sehen, ist der Reifen zu weit abgefahren. Nachmessen kannst du dir dann sparen. Ist noch ein Unterschied zu erkennen, hast du diese Möglichkeiten, das Reifenprofil zu messen:
Profiltiefe mit Münze messen
Mit dem goldenen Rand einer Ein-Euro-Münze kannst du grob einschätzen, ob ein Reifen noch verkehrssicher ist. Er ist genau drei Millimeter dick. So gehst du Schritt für Schritt vor, um die Profiltiefe zu messen:
- Stecke den Rand des Ein-Euro-Stücks so tief wie möglich in eine Hauptprofilrille in der Mitte des Reifens.
- Der goldene Rand verschwindet komplett in der Profilrille? Dann beträgt die Reifen-Profiltiefe noch mindestens drei Millimeter. Ein Reifenwechsel ist nicht nötig.
- Du kannst den goldenen Rand der Münze noch sehen? Dann solltest du dich bald um neue Reifen kümmern.
Profiltiefe mit Profiltiefenmesser messen
Wirklich sicher gehst du mit einem Profiltiefenmesser, den du an Tankstellen, in Reifen-Werkstätten und online kaufen kannst. Die Reifen-Profiltiefe misst du mit dem Spezialwerkzeug so:
- Schiebe die Messspitze des Profiltiefenmessers in die Rille zwischen zwei Profilblöcken in der Reifenmitte. Und zwar so weit, bis du einen Widerstand spürst.
- Jetzt kannst du die exakte Profiltiefe an der Skala des Messgeräts ablesen.
Strafen bei Missachtung der Mindestprofiltiefe
Fahrzeughalter sind für die Verkehrssicherheit ihres Pkw oder Zweirads verantwortlich. Dazu gehört auch die regelmäßige Überprüfung der Reifen. Wer ein Kfz mit zu niedriger Mindestprofiltiefe fährt, riskiert bei einer Kontrolle oder bei einem Unfall eine Strafe.
Bußgeld bei zu niedrigem Reifenprofil
Fahrer, die mit abgefahrenen Reifen im Straßenverkehr unterwegs sind und kontrolliert werden, erhalten ein Bußgeld von 60 Euro und einen Punkt in Flensburg (Stand Juni 2022). Wurden aufgrund der abgefahrenen Reifen andere Verkehrsteilnehmer gefährdet oder kommt es zu einem Unfall, fällt das Bußgeld höher aus.
- abgefahrene Reifen: 60 Euro + 1 Punkt
- abgefahrene Reifen + Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer: 80 Euro + 1 Punkt
- abgefahrene Reifen + Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer: 100 Euro + 1 Punkt
- abgefahrene Reifen + Unfallfolge: 120 Euro + 1 Punkt
Abgefahrene Reifen: Kann es zu Problemen mit der Kfz-Versicherung kommen?
Das kommt auf die Unfallursache an. Wäre der Unfall auch mit neuen Reifen passiert, gibt es normalerweise keine Probleme mit der Kfz-Versicherung.
Ist es zu dem Unfall gekommen, weil die Reifen des Fahrzeugs abgefahren waren, sind Leistungskürzungen möglich. Das kann zum Beispiel passieren, wenn der Unfallfahrer auf nasser Fahrbahn mit abgefahrenen Reifen ins Schlingern kommt und ein anderes Fahrzeug rammt.
Steigt der Fahrer mit dem Wissen ins Auto, dass die Reifen nicht der gesetzlichen Mindestprofiltiefe entsprechen, ist das grob fahrlässig.
FAQ zur Mindestprofiltiefe
Antworten auf die wichtigsten Fragen bekommst du hier.
Wie viel Profil muss ein Reifen für den TÜV haben?
Die Profiltiefe der Reifen muss bei der Hauptuntersuchung der gesetzlichen Mindestvorgabe von 1,6 Millimetern entsprechen. Weil abgefahrene Reifen beim TÜV ein Durchfallkriterium sein können, solltest du ältere Reifen besser vorab austauschen.
Wo wird die Profiltiefe gemessen?
Die Profiltiefe misst du in der Mitte des Reifenprofils – in den sogenannten Hauptprofilrillen. Am besten überprüfst du die Tiefe der Profilrillen an mehreren Stellen am Reifen.
Wie weit darf der Reifen außen abgefahren sein?
Reifen dürfen nicht weiter als bis zur gesetzlichen Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern abgefahren sein. Entscheidend ist die Profiltiefe der Lauffläche in der Mitte. Sind die Reifen nur außen abgefahren, riskiert der Autofahrer keine Strafe.
Wie viel Profil haben neue Sommer- oder Winterreifen?
Die Profiltiefe neuer Reifen beträgt sechs bis neun Millimeter. Winterreifen und Allwetterreifen haben eine Profiltiefe von acht bis neun Millimetern. Bei Sommerreifen sind es zwischen sechs und acht Millimeter. Wie tief genau die Profilrillen sind, hängt von Art und Ausführung der Reifen ab.
Wie wird die Profiltiefe gemessen?
Für ein exaktes Ergebnis misst du die Reifentiefe am besten mit einem Profiltiefenmesser. Alternativ kannst du eine Ein-Euro-Münze verwenden oder die Abriebindikatoren (TWI) an den Reifen des Fahrzeugs checken.