Die Regionalklasse ist einer von mehreren Punkten, die die Höhe der Kosten für deine Kfz-Versicherung bestimmen. Wir erklären dir, was eine Regionalklasse ist, wie sie zustande kommt, welche Auswirkung sie auf deine Kfz-Versicherung hat und wie du deine Regionalklasse herausfindest.
Was ist die Regionalklasse?
Die Regionalklasse sagt aus, wie hoch die Wahrscheinlichkeit in einer Region, dem sogenannten Zulassungsbezirk ist, dass ein Unfall passiert und wie hoch die durchschnittlichen Kosten des dadurch entstandenen Schadens sind.
Die Kfz-Haftpflichtversicherungen nehmen die Regionalklasse zur Hilfe, um einschätzen zu können, wie wahrscheinlich es ist, dass du einen Unfall mit deinem Auto haben wirst und wie hoch der Schaden sein könnte.
Je wahrscheinlicher es ist, dass in deiner Region ein Unfall passiert, desto höher ist die Regionalklasse, in die du eingestuft wirst. Je höher die Regionalklasse, desto höher sind die Kosten.
Das bedeutet aber nicht automatisch, dass die Kfz-Versicherung immer teurer ist, nur weil die Regionalklasse schlechter ist. Denn die Beitragshöhe wird durch viele verschiedene Tarifmerkmale, wie zum Beispiel die Typklasse oder das Alter, beeinflusst. Die Regionalklasse ist dabei zwar ein sehr bedeutender Punkt, aber eben nicht der einzige. So kann es sein, dass du trotz einer hohen Regionalklasse weniger bezahlst als jemand, der in eine niedrigere Regionalklasse eingestuft wurde.
Regionalklassen in der Voll- und Teilkaskoversicherung
Die Regionalklassen werden nicht nur bei der Kfz-Haftpflichtversicherung genutzt, sondern auch für die Voll- und Teilkaskoversicherung. Bei der Einstufung in eine Regionalklasse schaut sich die Kaskoversicherung aber nicht nur die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls an, sondern rechnet auch noch diese Punkte mit ein:
• Diebstahlhäufigkeit
• Sturm- und Hagelschäden
• Anzahl der Wildunfälle
• Hochwasserschäden
Wie viele Regionalklassen gibt es?
In der Kfz-Haftpflichtversicherung und der Voll- und Teilkaskoversicherung gibt es unterschiedlich viele Regionalklassen:
• Kfz-Haftpflicht: 12 Regionalklassen
• Teilkasko: 16 Regionalklassen
• Vollkasko: 9 Regionalklassen
Je niedriger die Regionalklasse ist, desto günstiger sind die Kosten dafür. In eine niedrige Regionalklasse wirst du eingestuft, wenn durchschnittlich wenig Unfälle in deiner Region passieren.
Seit 2002 gibt es auch ein Regionalklassensystem für die Kraftfahrhaftpflicht und -teilkaskoversicherung für Motorräder. Wegen geringer statistischer Daten gibt es für die Vollkaskoversicherung aber keine Einteilung in Regionalklassen.
Wie kann ich meine Regionalklasse herausfinden?
Welcher Regionalklasse du aktuell zugeteilt bist, siehst du entweder in deiner Jahresrechnung, die du von deiner Versicherung erhältst oder du schaust online nach. Auf der Webseite des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft kannst du sehen, welcher Regionalklasse dein Zulassungsbezirk aktuell zugeteilt ist.
Wie werden die Regionalklassen festgelegt?
So erfolgt die Einteilung
Die einzelnen Zulassungsbezirke in Deutschland erstellen jedes Jahr eine Schadenbilanz. Die wird den unterschiedlichen Regionalklassen zugeteilt. Im Folgenden erfährst du, wie die Zuteilung erfolgt.
1. Berechnung der Schadensbilanz
In der Schadenbilanz wird berechnet, wie viele Unfälle in einer Region passieren und wie hoch der dabei entstandene Schaden war. Bezogen auf die Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge des Zulassungsbezirks wird dann ein Durchschnittswert errechnet.
2. Zuteilung in eine Regionalklasse
Die Schadensbilanz wird im nächsten Schritt in einen Indexwert umgerechnet. Der Indexwert wird dann einer Regionalklasse zugeordnet. Zulassungsbezirke, die einen ähnlichen Indexwert haben, werden der gleichen Regionalklasse zugeordnet.
Ländliche Gegenden werden oft einer niedrigeren Regionalklasse zugeteilt, da dort weniger Verkehr herrscht und sich statistisch weniger Unfälle ereignen. In Ortschaften und Städten, in denen ein hoher Durchgangsverkehr herrscht, passieren öfter Unfälle. Die Gegenden sind dann meistens einer höheren Regionalklasse zugeordnet.
Deine Regionalklasse bestimmt sich durch deinen Hauptwohnsitz und in welcher Region er sich befindet. Dabei muss es sich immer um den Hauptwohnsitz des Fahrzeughalters handeln. Ein anderer Wohnsitz kann nicht angegeben werden, um so zum Beispiel in eine niedrigere Regionalklasse eingeteilt zu werden.
So oft wird die Einteilung aktualisiert
Der Indexwert, mit dem die Regionen einer Regionalklasse zugeordnet werden, wird einmal jährlich neu ermittelt. Dadurch kann die Regionalstatistik für die 415 deutschen Zulassungsbezirke einmal im Jahr berechnet und veröffentlicht werden. Die Statistik basiert dabei auf den Unfällen der letzten fünf Jahre.
Wer legt die Regionalklassen fest?
Die Regionalklassen werden vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (kurz: GDV) festgelegt. Der GDV ist die Dachorganisation der privaten Versicherungsunternehmen in Deutschland. Zu ihm gehören 460 Mitgliedsunternehmen.
Die Schadensbilanz, die später in den Indexwert umgerechnet und den Regionalklassen zugeteilt wird, wird von den einzelnen Zulassungsbezirken in Deutschland berechnet.
Muss sich die Versicherung an Regionalklassen halten?
Die Versicherungsunternehmen müssen sich nicht an die Regionalstatistik halten. Jedes Unternehmen kann seine Indexgrenzen frei bestimmen. Es kann also passieren, dass dein Indexwert bei Versicherung A einer anderen Regionalklasse zugeteilt wird als bei Unternehmen B.
Viele Versicherungen halten sich aber an die Statistik. Oft wirken die Indexgrenzen auch nur unterschiedlich, da bei manchen Versicherungsunternehmen die niedrigste Regionalklasse bei R0 beginnt (gefolgt von R1, R2, …) und bei anderen mit R1 (gefolgt von R2, R3, …).
Was passiert, wenn sich die Regionalklasse ändert?
Die Schadensbilanz und Regionalstatistik wird einmal im Jahr neu berechnet. Es kann also passieren, dass du im kommenden Jahr in eine andere Regionalklasse eingeordnet wirst. Oder aber du ziehst um und gehörst dann einem anderen Zulassungsbezirk an. In beiden Fällen kann sich deine Regionalklasse ändern. Wie du davon erfährst und welche Auswirkungen das auf deine Versicherung hat, erklären wir dir hier.
Bei einem Umzug
Wenn du umziehst und dein neuer Hauptwohnsitz in einem anderen Zulassungsbezirk liegt, kann sich die Regionalklasse für dich auch unter dem Jahr ändern. Den Umzug musst du deiner Versicherung direkt mitteilen. Dann erhältst du von deinem Versicherer eine neue eVB-Nummer (elektronische Versicherungsbestätigung).
Die Nummer benötigst du als Nachweis für die Zulassungsstelle, bei der du nach dem Umzug das Auto ummelden musst. Fällst du durch den Umzug in eine andere Regionalklasse, können die Kosten für deine Versicherung steigen oder sinken. Den neuen Betrag musst du ab dem Tag deiner Ummeldung bezahlen.
Das solltest du wissen: Wenn sich durch eine Umstufung in eine andere Regionalklasse die Kosten für deine Versicherung ändern, hast du ein Sonderkündigungsrecht. Das gilt allerdings nicht, wenn sich durch einen Umzug die Zuordnung ändert.
Bei einer neuen Schadensbilanz
Wenn sich die Schadensbilanz deines Zulassungsbezirks ändert, kannst du in eine andere Regionalklasse eingeordnet werden. Am Ende des Jahres verschickt deine Versicherung die Jahresrechnung. Dort kannst du sehen:
• auf Grundlage welcher Regionalklassen dein Beitrag berechnet wird und
• welche Veränderungen es zum Vorjahr gibt.
Welcher Regionalklasse du im folgenden Jahr zugeordnet wirst, kannst du vor Ablauf des Jahres beim GDV online nachsehen.