Deutschlands häufigste Delikte im Straßenverkehr
Verkehrsstraftaten sind ein bedeutender Faktor für die Verkehrssicherheit in Deutschland. Um einen tieferen Einblick in das Fahrverhalten der deutschen Bevölkerung zu erhalten, haben wir von der Allianz Direct Versicherung die häufigsten registrierten Verkehrsverstöße des Jahres 2023 untersucht. Die Analyse umfasst eine detaillierte Aufschlüsselung nach Delikten, Bundesländern, Geschlecht und Altersgruppen.
Häufigste Verkehrsdelikte
Kaum überraschend war im Jahr 2023 die „Geschwindigkeitsüberschreitung“ das häufigste Verkehrsdelikt in Deutschland mit 2.458.975 Fällen. Auf Platz zwei folgt „Alkohol am Steuer” mit 116.515 Vorfällen, dicht gefolgt von „Fahren ohne Fahrerlaubnis“ trotz Fahrverbot mit 114.788 Fällen.
Bei näherer Betrachtung der Gesamtzahl an Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr nach Bundesland liegt Nordrhein-Westfalen mit 916.288 Verstößen an der Spitze, gefolgt von Bayern (623.291) und Baden-Württemberg (596.746).
Interessant ist jedoch, dass Brandenburg den höchsten Anteil an Verkehrsverstößen pro 1.000 Fahrenden aufweist (117), gefolgt von Rheinland-Pfalz (111) und Hamburg (99). Diese Zahlen verdeutlichen die regionale Verteilung der Verstöße und bieten einen Einblick in die lokalen Unterschiede beim Fahrverhalten.
Trotz eines allgemeinen Rückgangs der Verkehrsdelikte im Vergleich zum Vorjahr 2022, gibt es zwei Delikte, die einen leichten Anstieg verzeichnen: Das „unerlaubte Entfernen vom Unfallort“ (+2,9 %) und „Geschwindigkeitsüberschreitungen“ (+0,2 %).
Raserei in den Bundesländern
Ein detaillierter Blick auf die Verkehrsverstöße in Deutschland im Jahr 2023 zeigt regionale Unterschiede in der Art und Häufigkeit der Verstöße. „Geschwindigkeitsüberschreitungen“ sind in allen Bundesländern das häufigste Delikt. Im bundesweiten Vergleich verzeichnet Brandenburg mit einer Anzahl von 91,42 die meisten Geschwindigkeitsverstöße pro 1.000 Fahrer. Das sind etwa sechsmal so viele Verstöße pro 1.000 Fahrer wie in Berlin, wo es die wenigsten Verstöße pro 1.000 Fahrer gibt (14,96), und immer noch etwa dreimal so viel wie im zweitplatzierten Sachsen, wo 30,8 Fälle pro 1.000 Fahrer verzeichnet wurden. Das Bundesland mit den zweitmeisten Verstößen pro 1.000 Fahrer ist Rheinland-Pfalz, wo es 78,79 Verstöße pro 1.000 Fahrer gab. Brandenburg und Rheinland-Pfalz sind die einzigen Bundesländer, die mehr als 70 Verstöße pro 1.000 Fahrer zu melden hatten, denn das Land mit den drittmeisten Verstößen ist das Saarland, wo auf 1.000 Fahrer 68,08 Geschwindigkeitsüberschreitungen entfielen.
Interessant ist, dass in städtischen Gebieten wie Berlin und Hamburg andere Delikte eine größere Rolle spielen. Hier sind insbesondere „Rotlichtverstöße“ und „Handyverstöße“ sehr häufig. In Berlin wurden beispielsweise pro 1.000 registrierten, fahrenden Personen 19 Rotlichtverstöße und 6 Handyverstöße verzeichnet. Diese Zahl an Verstößen könnte auf den dichten Stadtverkehr und die Vielzahl an Ampeln und Verkehrsknotenpunkten zurückzuführen sein.
Brandenburg hat die meisten Geschwindigkeitsüberschreitungen pro 1.000 Fahrer.
Auf der anderen Seite dominieren in ländlicheren Bundesländern wie Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern die Geschwindigkeitsüberschreitungen. In Brandenburg wurden 91 Geschwindigkeitsverstöße pro 1.000 registrierten, fahrenden Personen festgestellt.
Männer und junge Menschen fahren besonders riskant
Unsere Analyse der Verkehrsdelikte in Deutschland im Jahr 2023 zeigt deutliche Muster hinsichtlich des Geschlechts und Alters der Verkehrsteilnehmenden.
Männer begehen deutlich häufiger Geschwindigkeitsverstöße als Frauen, insbesondere in den Altersgruppen 25 bis 44 und 45 bis 64 Jahre. Diese Altersgruppen dominieren bei den Verstößen sowohl innerhalb als auch außerhalb von Ortschaften, was auf ein leichtsinnigeres Fahrverhalten in diesen Lebensphasen hinweist.
Zudem sind Männer insgesamt häufiger an Verkehrsdelikten beteiligt als Frauen, insbesondere bei schwerwiegenden Verstößen wie „Fahren unter Alkoholeinfluss“ und „Fahren ohne Führerschein“. Bei den Frauen spielen hingegen Geschwindigkeitsübertretungen und Handyverstöße eine bedeutende Rolle.
Konkret verzeichneten Männer im Jahr 2023 insgesamt 3.205.383 Verkehrsverstöße, während Frauen mit 968.504 Verstößen deutlich seltener auffielen. Besonders gravierend ist die Anzahl der Verstöße in der Altersgruppe der 25 bis 44-Jährigen, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen den höchsten Anteil an Verstößen aufweist.
Unsere Daten verdeutlichen auch, dass bestimmte Vergehen in spezifischen Altersgruppen dominieren. So sind „Alkohol- und Drogenverstöße“ besonders häufig in der Altersgruppe der 25 bis 44-Jährigen, während bei den über 45-Jährigen vor allem „Abstands- und Vorfahrtsverletzungen“ überwiegen.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt der Daten ist, dass Berlin und Hamburg, da sie städtische Gebiete mit intensiven Verkehrsregelungen sind, besonders hohe Raten an Geschwindigkeitsverstößen innerhalb geschlossener Ortschaften aufweisen. Zusammengefasst zeigt die Analyse, dass sowohl geografische als auch demografische Faktoren die Verteilung und Häufigkeit von Geschwindigkeitsverstößen in Deutschland stark beeinflussen.
Brandenburg und Rheinland-Pfalz verzeichnen 2023 die meisten Punkte in Flensburg pro Fahrer
Schwere Verkehrsdelikte werden in Deutschland durch das Punktesystem des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) geahndet, wobei Vergehen je nach Schweregrad mit bis zu drei Punkten in Flensburg geahndet werden.
Die Analyse der Allianz Direct Kfz-Versicherung zeigt, dass bei Betrachtung der Verstöße im Verhältnis zur Anzahl der registrierten Fahrer, Brandenburg mit den meisten Punkten pro 1.000 Fahrenden hervorgeht. Hier wurden 2023 132,86 Punkte pro 1.000 Fahrer vergeben, was im Hinblick auf die oben genannten Zahlen von Geschwindigkeitsverstößen pro 1.000 Fahrer nicht überrascht. Die zweitmeisten Punkte wurden in diesem Zeitraum in Rheinland-Pfalz vergeben (125,56 pro 1.000 Fahrer), was ebenfalls mit der zweithöchsten Anzahl an Geschwindigkeitsverstößen einhergeht. An dritter Stelle liegt Hamburg, trotz der eher durchschnittlichen Anzahl an Geschwindigkeitsverstößen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt. Hier wurden 113,98 Punkte pro 1.000 Fahrer vergeben.
Methodik:
- Die Daten zu den Verkehrsdelikten aus dem Jahr 2023 wurden vom deutschen Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bezogen.
- Die Anzahl der registrierten Führerscheine in Deutschland, aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Bundesland am 1. Januar 2024, wurde ebenfalls eingeholt und als Schätzwert für die Anzahl der Fahrenden verwendet, um die Daten zu den Verkehrsdelikten zu gewichten. Auf diese Weise werden die Statistiken über die verschiedenen Kategorien hinweg fair dargestellt, um eine Verzerrung zugunsten von Kategorien mit höherer Bevölkerungszahl zu vermeiden.
- Aufschlüsselungen nach Straftaten (und darüber hinaus nach Schweregrad und Art), Bundesland, Geschlecht und Alter sind verfügbar. Darüber hinaus sind auch detailliertere Aufschlüsselungen nur für Geschwindigkeitsübertretungen (nach Geschwindigkeit und Alter) vorhanden.
- Für die Anzahl der Kontrollen lagen keine Daten vor. Sie wurden daher nicht berücksichtigt.
Quellen:
- Allianz Direct – Eigenständige Analyse
- Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) – Statistiken